Europaabgeordneter Matthias Ecke. (Foto: dpa)

Brandenburg Berlin Kundgebung in Berlin nach Angriff auf SPD-Politiker - 17-Jähriger stellt sich

Stand: 05.05.2024 11:53 Uhr

Beim Aufhängen von Wahlplakaten wurde in Dresden ein SPD-Politiker angegriffen und schwer verletzt. Ein Bündnis gegen Rechts will in Berlin ein Zeichen gegen solche Attacken setzen. Inzwischen hat sich ein 17-Jähriger zu der Tat bekannt.

Nach dem Angriff auf den sächsischen SPD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Matthias Ecke, hat das Netzwerk "Zusammen gegen Rechts" für den heutigen Sonntagabend (18 Uhr) zu einer Kundgebung am Brandenburger Tor in Berlin aufgerufen. Ecke war am Freitag in Dresden beim Aufhängen von Wahlplakaten von vier Unbekannten attckiert worden. Er liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus [tagesschau.de].

Auch zuvor hatte es bereits mehrfach Angriffe auf Politiker und Wahlkampfhelfer gegeben. Zuletzt war Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) bei einer Wahlkampfveranstaltung in Brandenburg bedrängt und bedroht worden.

Katrin Göring-Eckardt in der 103. Sitzung des Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude. (Quelle: dpa/Frederic Kern/Geisler-Fotopress)
Demonstranten bedrängen Bundestagsvizepräsidentin Göring-Eckardt

Zwischenfall nach einer Grünen-Veranstaltung im Oderbruch: Eine Dreiviertelstunde lang sollen Demonstrierende das Auto der Bundestagsvizepräsidentin Göring-Eckardt blockiert haben. Die Polizei ermittelt nun wegen Nötigung.mehr

17-Jähriger bekennt sich zu dem Angriff

Nach dem brutalen Angriff auf den SPD-Europaabgeordneten hat sich inzwischen ein Jugendlicher bei der Polizei gemeldet. Der 17-Jährige gab an, dass er den 41-Jährigen niedergeschlagen habe, wie das sächsische Landeskriminalamt (LKA) am Sonntag mitteilte. Ecke war am Freitagabend von vier Tätern angegriffen und schwer verletzt worden.

Zuvor hatte die Gruppe einen 28-Jährigen attackiert, der für die Grünen Wahlplakate anbrachte. Der 17-Jährige, der sich nun stellte, war nach LKA-Angaben zuvor nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Zu den weiteren bisher unbekannten Tatverdächtigen würde weiter ermittelt, hieß es.

Betroffenheit in Berlin und Brandenburg

Die Demonstration in Berlin steht unter dem Motto "Haltung zeigen gegen Hass und Gewalt. Unsere Demokratie lässt sich nicht einschüchtern". Als Redner werden unter anderem SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang, die Autorin Carolin Emcke sowie die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer (Fridays for Future) erwartet.

Auch in Dresden findet eine Protestaktion statt. Das Bündnis "Wir sind die Brandmauer Dresden" hat am Sonntagnachmittag eine Demonstration angekündigt. In einem Aufruf heißt es: "Gewalt hat keinen Platz in unserer Demokratie".

Politiker aus Berlin und Brandenburg haben den Angriff scharf verurteilt. "Das ist eine abscheuliche und schockierende Tat", schrieb Berlins Bürgermeisterin und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) am Samstag auf der Plattform X. "Wir lassen uns in unserem Einsatz für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität nicht einschüchtern."

Keller sieht AfD als mitverantwortlich

Der Brandenburger SPD-Fraktionsvorsitzende, Daniel Keller, bezeichnete die Attacke in einer Pressemitteilung als einen "Angriff auf die Grundfesten unserer Demokratie". Sie sei ein trauriges Zeugnis für die zunehmende Verrohung und Gewaltbereitschaft, die von rechtsextremen Kreisen ausgehe.
 
Er nannte, genau wie die SPD Brandenburg, auf X unter anderem die AfD als Akteurin, die Hass und Hetze gegen Andersdenkende schüre. "Die AfD und andere rechtsextreme Gruppierungen schüren Hass und Hetze gegen Andersdenkende und Demokratinnen und Demokraten. Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Tendenzen weiterhin salonfähig werden", so Keller.
 
Der AfD-Landtagsabgeordneter Dennis Hohloch wies dies auf X als "absurd" zurück. Solche Angriffe wie in Dresden seien Gift für die Gesellschaft, egal wen sie träfen.

Jan Redmann, Vorsitzender der CDU Brandenburg, nannte den Angriff erschütternd. "Es ist ein Angriff auf jeden, der sich politisch engagiert", so Redmann auf X. Die Bündnisgrüne Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher beklagte auf X, wie weit es "in unserem Land gekommen" sei. Angriffe auf Politiker*innen demokratischer Parteien nannte sie unerträglich.

Auf dem Bildschirm eines Smartphones sieht man die Hashtags (#) Hass und Hetze in einem Twitter-Post. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Brandenburger Beratungsstelle gegen Hass und Hetze soll ab Mai online sein

In Brandenburg haben Angriffe auf Politiker, Abgeordnete und Parteienvertreter im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. In Brandenburg und bundesweit starten dazu mehrere Hilfsangebote.mehr

Faeser schlägt Sonder-Innenministerkonferenz vor

Unterdessen hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nach dem Angriff auf Matthias Ecke eine Sondersitzung der Innenminister von Bund und Ländern vorgeschlagen. Sie habe darüber bereits mit dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU), beraten, wie die "Bild am Sonntag" berichtete. Nach Informationen des "Tagesspiegels" regte Faeser ein Treffen in der kommenden Woche an.
 
"Der Rechtsstaat muss und wird den Schutz der demokratischen Kräfte in unserem Land weiter erhöhen", sagte Faeser der "Bild". "Darüber müssen wir schnell bei einer Sonder-Innenministerkonferenz beraten und ein gemeinsames Maßnahmenpaket für noch mehr Präsenz der Polizei vor Ort, mehr Schutz und ein hartes Durchgreifen gegen die Feinde der Demokratie schnüren."
 
"Wir erleben eine neue Dimension antidemokratischer Gewalt, der wir uns mit aller Kraft entgegenstellen", fügte die Ministerin hinzu. "Wir müssen die Täter stoppen - und die Brandstifter, die unsere Demokratie in Brand setzen wollen. Wir werden keinen Millimeter zurückweichen."

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.05.2024, 9 Uhr