Ein Riesenrad auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart spiegelt sich in einer Pfütze.

Stuttgarter Frühlingsfest 300 Besucher mit Magen-Darm-Symptomen

Stand: 25.04.2024 13:14 Uhr

Seit einem Besuch auf dem Stuttgarter Frühlingsfest klagen hunderte Gäste über Magen-Darm-Symptome. Erste Tests ergaben das Norovirus. Das betroffene Festzelt Göckelesmaier bleibt geöffnet.

Beim Gesundheitsamt der Stadt Stuttgart melden sich seit Anfang der Woche immer mehr Menschen, die am Wochenende auf dem Stuttgarter Frühlingsfest waren. Sie alle leiden laut einem Sprecher der Stadt unter Übelkeit, aber auch Erbrechen und Durchfall. Bei ersten von ihnen wurde mittlerweile das Norovirus nachgewiesen.

Norovirus im Festzelt: Hunderte Besucher erkrankt

Alle Wasen-Besucher in Stuttgart hatten im selben Festzelt gefeiert

Die rund 430 Menschen (Stand Donnerstag), von deren Erkrankung die Behörden konkret wissen, haben eines gemeinsam: Sie waren alle im selben Festzelt. Man habe also ein größeres Ausbruchsgeschehen festgestellt, so die Stadt Stuttgart. Die Stadt Stuttgart schätzt sogar, dass es über 500 Betroffene gibt.

Es würden sich immer mehr Menschen mit Symptomen melden - aus Stuttgart, aber auch überregional. Das Gesundheitsamt sei vor Ort auf dem Cannstatter Wasen und suche mit Hochdruck nach der Ursache. Ziel sei es, das Ausbruchsgeschehen einzudämmen, so die Stadt weiter.

Das ist das Norovirus und so kann man sich schützen

Noroviren sind hochansteckend und führen meistens zu Magen-Darm-Erkrankungen, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Immer wieder kommt es wegen des Virus zu Brechdurchfällen in Kindergärten, Schulen, Kliniken und anderen Gemeinschaftseinrichtungen. Die Folgen sind in der Regel Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, teilweise in Kombination mit Bauch- und Muskelschmerzen und leichtem Fieber. Kinder unter fünf Jahren und Ältere über 70 Jahren reagieren demnach besonders empfindlich auf den Flüssigkeitsverlust durch die Symptome. Eine Impfung dagegen gibt es nicht, Antibiotika helfen laut BZgA nicht. Übertragen werden die Viren oft durch unsaubere Hände oder Gegenstände wie Türgriffe. Deshalb empfiehlt die Behörde, nach der Toilette oder vor der Zubereitung von Essen die Hände immer sorgfältig mit Wasser und Seife zu waschen. Während sich Menschen erbrechen, können außerdem virushaltige Tröpfchen über die Luft das Norovirus übertragen, so die Behörde. Rohe Lebensmittel oder verunreinigtes Wasser können ebenfalls die Ursache sein. Weitere Details über den Umgang mit der Erkrankung listet die BZgA online auf.

Ausbruch fand im Festzelt Göckelesmaier statt

Der Betreiber des Festzelts Göckelesmaier, Karl Maier, hat eingeräumt, dass sich der Ausbruch in seinem Zelt ereignet hat. Neben Besucherinnen und Besuchern sind auch Mitarbeitende des Service-Personals erkrankt.

"Wir wollen, dass es zu keinen weiteren Beschwerden kommt", sagt Karl Maier. Offenbar habe jemand am Samstagabend das Norovirus eingeschleppt. Alle Lebensmittel seien untersucht worden, bisher ohne Befund, so Maier weiter. Das bestätigte so auch die Stadt Stuttgart.

Ich mache jetzt seit über 30 Jahren das Geschäft und meine Familie schon seit über 90 Jahren. Wenn man jetzt mit sowas konfrontiert ist, dann können Sie sich vorstellen, dass das keine schöne Schlagzeile ist. Karl Maier, Betreiber des Festzelts Göckelesmaier

Im Interview mit dem SWR zeigte sich der Wirt betroffen. So etwas habe er bisher noch nie erlebt. "Ich mache jetzt seit über 30 Jahren das Geschäft und meine Familie schon seit über 90 Jahren. Wenn man jetzt mit sowas konfrontiert ist, dann können Sie sich vorstellen, dass das keine schöne Schlagzeile ist", so Maier im SWR.

Immerhin wisse er nichts von Gästen, die am Montag oder Dienstag da waren und erkrankt sind. Geschlossen werden soll das Festzelt Göckelesmaier nicht. Dafür gebe es keinen Grund, erklärte die Stadt. "Wir sind in einem guten Kontakt mit dem Betreiber", sagte Sven Matis, Sprecher des Stadt Stuttgart. Es sei auch in dessen Sinne, dem Ausbruch ein Ende zu bereiten.

Das Zelt von Göckelesmaier auf dem Stuttgarter Frühlingsfest

Der Infektionsausbruch fand im Festzelt Göckelesmaier auf dem Stuttgarter Frühlingsfest statt.

Virus hat sich wohl vom Servicebereich aus verbreitet

Die Magen-Darm-Erkrankungen waren offenbar auch im Klinikum Stuttgart spürbar. Laut einem Sprecher gab es am Wochenende ein leicht erhöhtes Aufkommen von Patientinnen und Patienten mit Bauchschmerzen in der Notaufnahme. Von den Betroffenen wisse man vereinzelt, dass sie das Frühlingsfest besucht hatten. Alle seien nur ambulant behandelt worden.

Momentan gebe es noch keinen konkreten Verdacht, wo und wie sich die Menschen tatsächlich infiziert haben, erklärte Stadtsprecher Matis. "Meine Kolleginnen und Kollegen waren sofort vor Ort, haben mit Tupfern Proben genommen von den Krügen, den Tellern, den Bänken und auch im Toilettenbereich", sagte er im SWR. Technische und hygienische Mängel seien vor Ort nicht festgestellt worden. "Es verdichten sich die Anzeichen, dass das Virus sich im zentralen Servicebereich verbreitete und sich dann leider über das ganze Zelt ausgebreitet hat", so Matis weiter.

Meine Kolleginnen und Kollegen waren sofort vor Ort, haben mit Tupfern Proben genommen von den Krügen, den Tellern, den Bänken und auch im Toilettenbereich. Sven Matis, Pressesprecher der Stadt Stuttgart

Wer das Virus wie ins Festzelt eingeschleppt hat, ist dabei noch völlig unklar. So bestehe beim Norovirus die Möglichkeit, dass der oder die Infizierte keine Krankheitssymptome hatte und die Erkrankung doch weitergegeben hat, erklärte Matis. "All das wollen wir klären, um auch weitere Infektionen dieses Ausmaßes unbedingt zu verhindern."

Betroffene sollen sich an das Gesundheitsamt wenden

Untersucht werden auch die von den Erkrankten genommenen Proben. Diese werden derzeit im Labor ausgewertet. In mehreren Fällen sei mittlerweile das Norovirus nachgewiesen worden, so die Stadt. Über das Landesgesundheitsamt würden alle Gesundheitsämter in Baden-Württemberg und das Robert Koch-Institut über das Ausbruchsgeschehen informiert, hieß es weiter.

Die Stadt Stuttgart rät Betroffenen, sich an das Gesundheitsamt und den Hausarzt zu wenden. Wer krank ist, soll demnach außerdem die empfohlenen Hygienemaßnahmen beachten, um die weitere Ausbreitung zu unterbinden.

Sendung am Mi., 24.4.2024 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

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